FACE & BODY

Magie der Pflanzen

Naturkosmetik war schon in der Antike sehr beliebt

Veröffentlicht am 22.01.2021

Phyto-Kosmetik erfreut sich grosser Beliebtheit. Allerdings ist sie keine moderne Erfindung, sondern hat eine jahrhundertelange Tradition. Unsere Autorin Henny Ladwig nimmt Sie mit auf einen historischen Streifzug.

 

Grüne Kosmetik liegt voll im Trend. Die Pflanzenkosmetik ist nicht neu, sondern fast so alt wie die Menschheit. Sie gilt somit als Rückbesinnung auf traditionelles Wissen und Anwendungen. Heilpflanzen wurden von Urvölkern nicht nur als Heilmittel, sondern auch zur Pflege der Haut benutzt. Die Haut ist unser grösstes Organ mit vielen Funktionen – und ein sehr sensibles dazu. Sie hat daher die beste Pflege verdient und muss mit viel Achtsamkeit behandelt werden. Pflanzen sind quasi lebende Laboratorien und ihre Inhaltsstoffe, die zum Teil ihrer eigenen Gesunderhaltung dienen, können deshalb auch für unsere Haut von Vorteil sein. Blumen, Blüten, Wild- und Gartenkräuter, auch deren Wurzeln, Blätter und Stängel sind seit Jahrhunderten für Gesundheit und Schönheit interessant. In früheren Zeiten wurden Medizin und Schönheitspflege nicht getrennt. Die Schamanen der Urvölker heilten z. B. nach dem ganzheitlichen Prinzip „Gesundheit ist Schönheit“. Pflanzenstoffe wurden ebenso für Heilmittel genutzt wie auch zur Hautpflege. Das zeigt sich noch heute in überlieferten Naturheilsystemen wie Ayurveda und der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Hier werden Heilkräuter, Gewürze und andere Naturmittel innerlich wie äusserlich angewandt. Alte Schriftrollen zeugen davon, indem sie Rezepte und Anweisungen enthalten. Hier wird z. B. beschrieben, dass die Petersilie gegen Hautentzündungen hilft und durch ihren hohen Anteil an Chlorophyll wie ein Antibiotikum wirken kann. Diese Quellen beschreiben auch, wie wertvoll Apfelscheiben für die Haut sein können, denn sie enthalten u. a. Mineralstoffe und Vitamine. Die Inhaltsstoffe von Quitten und Gurken hingegen sollen den Feuchtigkeitsgehalt und die Elastizität der Haut verbessern. Und es finden sich darüber hinaus Rezepte, wie Zitronensaft als Deo, Kartoffelschalen gegen Hautrisse und Kamillen-Tee als Haarspülung genutzt werden können. Und all das ist auch heute immer noch aktuell.

 

Frühe Naturkosmetik-Pioniere

Zahlreich sind auch die historischen Zeugnisse über Heil-Kosmetik und Heilkunde, die berühmten Personen zugeschrieben werden. Sprichwörtlich sind die Schönheitsmittel von Kleopatra, der legendären ägyptischen Pharaonin. Sie bevorzugte z. B. Schönheitsbäder mit Eselsmilch. Es soll sogar ein spezielles Buch über Kosmetik von ihr geben, das „Kosmetikon“. Darin sind Rezepte von Gesichtsmasken mit Quark, Honig und Gurken, Augen- und Gesichtslotionen mit Milch, Honig und Aloe vera enthalten. Im antiken Rom war z. B. der Dichter Ovid eine Art Vorreiter der modernen Naturkosmetik. In seinem Buch, „Medicamina faciei feminae“ beschreibt er u. a., wie aus verschiedenen Getreidearten, Lupinensamen, Eiern und Honig Hautpflegemittel hergestellt werden können. Auch der griechische Arzt Hippokrates (460-377 v. Chr.) setzte innerlich und äusserlich Naturprodukte wie Honig, Oliven, Wein und Rosen für Gesundheit und Schönheit ein. Im Mittelalter verfasste die heilkundige Äbtissin Hildegard von Bingen (1098– 1179) zahlreiche Schönheitsrezepte und überlieferte diese in ihrem Werk „Physica“. Die Naturmittel in ihren Rezepturen reichen von Gerstenwasser über Quittensaft und Ingwerwasser-Auflagen bis hin zu Lindenblütentee und Quendel- sowie Calendula-Salbe für die Heilung von Hautproblemen und zur Hautpflege. Paracelsus hatte im frühen 15. Jahrhundert ebenfalls Ratschläge für die Hautpflege parat. Der Arzt empfahl bei Hautproblemen und zur Wundheilung Frauenmantel, Gundelrebe und Wegerich. Vier Jahrhunderte später riet Pfarrer Sebastian Kneipp (1821-1897) in seinem Buch „So sollt Ihr leben“ zu Wasser- und Heublumenanwendungen und schärfte dadurch das Bewusstsein für Naturbehandlungen – auch in der Kosmetik. Seine Heublumenbäder gelten nicht nur als ein Mittel zur Heilung verschiedenster Gesundheitsprobleme. Sie sind auch für die Haut ein wunderbares Schönheitsmittel, etwa als Badezusatz, als Kompresse und als Maske. Eine Paste aus gehäckselten Heublumen in Heilerde hilft bei unreiner Haut.

Frauenmantel hat sich in der Frauenheilkunde bewährt und hilft auch gegen Hautunreinheiten

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Lavendel wirkt nicht nur beruhigend, sondern auch antiseptisch

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Die Ringelblume ist eine beliebte Heilpflanze, u. a. mit entzündungshemmender Wirkung

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Baden wie Kleopatra: Eselmilch sorgt für glatte und zarte Haut

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Grosse Produktauswahl

Für Behandlungen mit „grüner Kosmetik“ steht heute eine umfangreiche und vielfältige Angebotspalette unterschiedlichster Firmen und Produkte zur Verfügung. Einige Hersteller von Pflanzenkosmetik verfügen dabei mitunter über eine jahrzehntelange Erfahrung. Bei der eigenen Herstellung hingegen ist zu beachten, dass nicht alles, was in der Natur gesammelt wurde, bedenkenlos verwendet werden sollte. Hinsichtlich der Zutaten für selbst zubereitete Naturkosmetik sollten zunächst einige wichtige Fragen geklärt werden:

  • Wie steht es mit deren Verträglichkeit?
  • Was könnte Allergien auslösen?
  • Wie kann die Haltbarkeit des Erzeugnisses sichergestellt werden?
  • Wo erhält man sichere, frische Pflanzen für die Eigenproduktion?
  • Was ist mit der Qualitätskontrolle?
  • Wie garantiert man eine hinreichende Produkthygiene?

Wer sich mit Pflanzen und deren Inhaltsstoffen auskennt, der kann sicherlich einige Rezepte selbst entwickeln. Doch primär sollte er diese an sich selbst und nicht an anderen ausprobieren. Zu bedenken ist auch, dass sich bei den Wirk- und Inhaltsstoffen vorgefertigter Präparate in der Naturkosmetik auch einiges verändert hat. Mittlerweile gibt es naturkosmetische Produkte, die etwa mit Phyto- Stammzellen angereichert wurden, z. B. aus Äpfeln oder Holunder. Und zur Reinigung wird Mizellen-Wasser angeboten, das u. a. aus Rosenblüten oder Kornblumen hergestellt wird. Das kann man mit selbst angerührten Cremes, Lotionen oder Masken nicht leisten. Die Kosmetikerin kann aber im Institut hin und wieder ein selbst zubereitetes „Naturkosmetik-Bonbon“ anbieten, etwa eine individuell abgestimmte, nur für diese eine Kundin zum unmittelbaren Gebrauch hergestellte „Grüne Maske“.

Es gibt noch unzählige andere Möglichkeiten, um für die Kunden besondere naturkosmetische Pflege-Highlights vorzubereiten. Wichtig bei diesen Behandlungen ist jedoch, dass diese sowohl mit Achtsamkeit und liebevollen Händen als auch mit empathischer Zuwendung und gutem Gewissen erfolgen.

 

Schönheitspflege aus der Natur

Bei selbst hergestellter Phyto-Kosmetik ist der Zeitaufwand zu beachten, man muss kalkulieren, ob sich diese Mühe lohnt. Für die Kundin kann es aber etwas Besonderes sein, wenn Sie ihr z. B. eine selbst zubereitete, individuell auf ihren Hautzustand abgestimmte Maske, Creme oder Lotion anbieten. Hierfür braucht es jedoch Basiswissen über Pflanzen, Inhaltsstoffe und deren Wirkungen sowie die Sicherheit über die Herkunft der benötigten Zutaten. Entsprechende Ratgeber mit Rezepturen sind im Buchhandel erhältlich, z. B. von Heilkräuterexpertinnen wie Gabriele Nedoma oder Myriam Veit. Hier sind zwei Beispiele:

  • Badezusatz gegen Cellulite nach Henny Ladwig: Eine Handvoll Meersalz, einen Becher Buttermilch, 50 Milliliter Zinnkrautextrakt aus der Apotheke (alternativ Efeu- oder Rosskastanien- Extrakt) und zehn Tropfen Zitrusöl gut miteinander vermischen. Die Mixtur dann in das ca. 38 Grad Celsius warme Badewasser geben, die Badedauer beträgt ungefähr zehn bis zwölf Minuten. Anschliessend den Körper kühl abduschen, in ein warmes Tuch wickeln und die Kundin 20 Minuten ruhen lassen.
  • Kompressen gegen Teleangiektasien nach Maurice Mességué: Aus einer Handvoll zerkleinerter Enzianwurzel einen Absud herstellen, in dem ein kleines Tuch eingeweicht wird. Dieses wird sanft ausgedrückt und muss zunächst etwas abkühlen. Anschliessend wird das durchtränkte, lauwarme Tüchlein auf die von der Gefässerweiterung betroffene Hautstelle gelegt. Die Einwirkzeit beträgt fünf bis zehn Minuten, danach wird kühlendes Quellwasser aufgetragen.

 

 

 

 

Autorin:

Henny Ladwig schreibt seit über 20 Jahren für Fachjournale im Bereich Kosmetik und Wellness. Sie unterrichtete Sport an einem Gymnasium, Elektrotherapie an einer Physiotherapie-Fachschule und betrieb lange eine eigene Schönheitsfarm sowie eine Praxis für Physiotherapie.

Kontakt:

henny-ladwig@t-online.de

 

 

 

Text: Henny Ladwig 

Fotos: stock.adobe.com (5), Henny Ladwig (1)

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