FACE & BODY

Nackte Tatsachen

Die Bikini-Saison bringt sie jedes Jahr wieder ans Licht: kleinere kosmetische Probleme und UV-bedingte Hautveränderungen, die Ihre Beratungsleistung erfordern. Machen Sie sich bereit für Ihren Einsatz zum Wohle des Kunden.

Veröffentlicht am 25.03.2021

Die kosmetischen Problembereiche, die zu Beginn der warmen Jahreszeit sicht- oder spürbar werden, können vielfältig sein. Sie reichen von besonderen Formen der Akne über Photo-Sensibilisierungen und Sonnenbrand bis hin zu rissigen Fersen oder Unreinheiten am Rücken – einige Standardfälle.

Lichtempfindlichkeit und nasse Kleidung: UV-Licht dringt auch durch die Kleidung in die Haut. Das hat besonders dann relativ schnell Folgen, wenn die Kleidung noch nass ist. Untersuchungen bei Erwachsenen haben gezeigt, dass Männer etwas häufiger betroffen sind als Frauen. Bei Kindern steigt dadurch das Sonnenbrandrisiko erheblich. Leider wird das im Sommer häufig übersehen, sodass es auch bei geringer Sonnen-Exposition zu Sonnenbrand oder anderen Hautreaktionen kommt.

Am häufigsten finden sich Lichtempfindlichkeiten, die als «solare Urtikaria» zusammengefasst werden. Grundlage des Krankheitsbildes ist eine Hautreaktion, die durch Immunglobuline – eine besondere Eiweissgruppe im Immunsystem des Menschen – initiiert wird. Es kommt zu einer Histamin-Ausschüttung, die ganz unterschiedliche Folgen haben kann.

 

Bereits nach kurzer Zeit
Generell lassen sich zwei Typen (Typ I mit spezifischen Photo-Allergenen und Typ II mit einem auslösenden UV-Spektrum von 320-400 nm.) unterscheiden, die verschieden schnell auf eine schon kurze Sonnenlicht-Exposition reagieren. Meist reichen bereits weniger als 30 Minuten, um einen ersten Juckreiz, Hautrötungen oder die Bildung von kleinen Bläschen auszulösen. Als Erstlinientherapie hat sich der Einsatz von Medikamenten des Typs «H1 Rezeptor Antagonisten» durchgesetzt. Hier muss man jedoch darauf achten, dass die Medikamente den Patienten nicht zusätzlich ermüden. Die Therapie setzt voraus, dass man eine Photo-Testung der Haut durchführt, um die genaue Wellenlänge der maximalen Reaktion festzustellen. Daneben werden auch immer wieder die klassischen Präventionsmassnahmen empfohlen, z. B. das Tragen langer Hosen und langärmliger Hemden, bei Bedarf auch von Handschuhen und einer entsprechenden Kopfbedeckung.

Pflanzendermatitis: Die genannten Präventionsmassnahmen gelten auch für alle Formen der Pflanzendermatitis. Sie wird durch den Kontakt zu pflanzlichen Photo-Sensibilisatoren verursacht, wie man ihn z. B. am Strand oder am Baggersee hat. In Amerika sollen bis zu 50 Prozent der Bevölkerung bei stärkerer Exposition entsprechend reagieren. Die Hautveränderungen werden begleitet von juckenden bis zu leichten Schmerzen und es bilden sich eventuell Bläschen. Daneben zeigen sich Rötungen und Ödeme der Haut. Wenn der Verdacht auf eine Pflanzendermatitis vorliegt, ist eine Allergietestung erforderlich, mit der man nach den entsprechenden Quellen suchen kann.

Akne vulgaris: Die im Sommer häufig auftretende Kombination von Schweiss, Hautfetten und Bakterien, die die Poren der Haut verstopfen können, führt dazu, dass bei anfälligen Menschen das Risiko einer Akne vulgaris deutlich ansteigt. Im Jugendalter sind hiervon mehr Jungen als Mädchen betroffen, im Erwachsenenalter mehr Frauen als Männer. Es kommt selten zu schweren Akne-Folgen. Vielmehr stehen die lokalen Hautsymptome, die für eine Akne typisch sind, im Vordergrund: Haarwurzelentzündungen und lokale Rötungen. Ob zur Behandlung dieser Form von Akne eine Langzeit-Antibiose angezeigt ist, muss mit dem Patienten diskutiert werden. Die Entscheidung hängt eventuell aber auch von den Erregern ab, die sich auf der Haut festgesetzt haben. Die Therapie kann über antientzündliche Massnahmen sowie topisch verabreichte Antibiotika erfolgen.

 

Kleine Schwitzbläschen & Co.

Miliaria: Hierbei handelt es sich um eine weit verbreitete Störung der Schweissdrüsen, die häufig bei heisser und feuchter Witterung auftritt und sich in juckendem Hautausschlag zeigt. Unterschieden werden insgesamt vier Formen: Miliaria rubra, Miliaria cristallina, Miliaria alba und Miliaria profunda. Diese Krankheitsformen lassen sich im Wesentlichen durch die Ausprägung der Hautveränderungen und die verschiedenen Zielgruppen, die betroffen sind, abgrenzen. Die Miliaria profunda zeigt sich häufiger bei Erwachsenen als bei Kindern. Sie ist von der Symptomatik her allerdings als eher gering belastend einzuschätzen, während die Miliaria rubra-Form intensiven Juckreiz und Stechen hervorrufen kann, was sich schlimmstenfalls bis hin zu Fieber und einem Erschöpfungsgefühl steigert.

Zur Therapie eignen sich grundlegend Präventionsstrategien. So soll der Aufenthalt in schwüler Hitze möglichst vermieden werden. Auch Cortison-haltige Hautlotionen und orale Antihistaminika kommen zum Einsatz, die im Wesentlichen den starken Juckreiz lindern. Eine weitere Behandlung ist meist nicht nötig; die Haut sollte auf jeden Fall trocken gehalten werden, um jede Form von Ausschlag zu vermeiden.

 

Das sensible Dekolleté?
Sollten sich die Pusteln der Miliaria besonders am Dekolleté zeigen, kann es sinnvoll sein, diese Partie zwischendurch zu reinigen, um Schweiss und Sonnencremerückstände gründlich zu entfernen. Entzündungen und Rötungen sollten mit einer antibakteriellen Creme betupft werden, ohne dass man das Dekolleté flächig bearbeitet.

Ellenbogen und Knie: Bei manchem Sonnenanbeter machen sich besonders trockene Ellenbogen und Knie bemerkbar, weil an diesen Stellen nur wenig Talgdrüsen vorhanden sind. Geht dieser Mangel mit starkem Schwitzen oder häufigem Baden einher, was die Haut austrocknet und ihr Fett entzieht, verdickt sich die trockene Hornhaut und verformt sich manchmal auch stark. Abhilfe schaffen kann man mit hornhauterweichenden Pflegemitteln, die die betroffenen Partien geschmeidig erhalten. Präventiv sollten seifenfreie Duschgele eingesetzt werden, um die Haut nicht weiter auszutrocknen. Einmal pro Woche empfiehlt sich ein Haut-Peeling.

 

Fersen: Immer wieder zeigen sich beim Tragen von offenen Schuhen rissige Fersen, die die Folge von trockener Haut und starker Beanspruchung sind. Die Kombination von Druck und Reibung durch die Schuhe und die nachlassende Hautelastizität führen zum Teil zu dicken Hornhautschichten. Jede Kosmetikerin sollte ihre Kunden regelmässig auf eine Fusspflege hinweisen, da nur eine kontinuierliche Versorgung mit Wirkstoffen den Zustand zu verbessern verspricht.

 

Spezielle Sommerpflege: Immer wieder kommt die Frage auf, welche Hautpflege für den Sommer geeignet ist. Fakt ist: Im Sommer benötigt die Haut eher weniger Pflege als in der kalten Jahreszeit, da sie meist weniger trocken ist und weniger entzündliche Erkrankungen aufweist. Inwieweit Sonnenschutz benötigt wird, hängt im Wesentlichen von der Fragestellung ab, wie sehr man sich der UV-Strahlung aussetzt. Auch bei den täglichen Wegen zur Arbeit oder beim Warten an der Tramhaltestelle können relativ hohe Dosen UV-Strahlung auftreten. Dies führt schnell zu leichten Sonnenbränden und damit zu Behandlungsbedarf. Vor allem bei längeren Aufenthalten Draussen sollte der Sonnenschutz über konventionelle Sonnenschutzcremes sichergestellt werden – und nicht über Pflegeprodukte und Tagescremes, die durch ihre Zusammensetzung zumeist nicht die optimalen Schutzwirkungen liefern. Für Lippen gibt es häufig spezielle Balsame, deren Verwendung durchaus empfehlenswert ist.

 

Die richtige Anwendung
Generell gilt für Sonnenschutzmittel: Eine erneute Anwendung nach dem Baden ist durchaus hilfreich, weil auch wasserfeste Mittel ihre Versprechen nicht immer in vollem Umfang erfüllen. Aber Achtung: Der Sonnenschutz verlängert sich dadurch nicht. Bei einem Urlaub in den Bergen ist auf höhere Lichtschutzfaktoren zu achten. Für den Notfall sollte eine entzündungshemmende Salbe ein ständiger Urlaubsbegleiter sein. Nahrungsergänzungsmittel bieten normalerweise keinen ausreichenden Schutz. Einige Produkte enthalten Carotinoide, die eine geringgradige Wirkung haben, einen Sonnenschutz allerdings nicht ersetzen.

Die Rückenpartie
Häufig finden sich am Rücken überaktive Talgdrüsen. Der Talg fliesst nicht ab, abgestorbene Hautzellen verstopfen die Poren; «Mitesser» entstehen. Weil sich Bakterien im Talg vermehren, werden entzündungsfördernde Substanzen freigesetzt: Aus den Komedonen werden Papeln. Ausserdem ist die Rückenpartie sehr schwierig zu erreichen und wird deshalb nicht so gründlich gereinigt wie das Gesicht. Auch Schwitzen und synthetische, enge Kleidung lassen Pusteln vermehrt entstehen. Präventiv reicht es, regelmässig ein Peeling zu machen. Bei entzündeten Hautunreinheiten helfen entzündungshemmende Cremes. Zur Vorbeugung gilt: Beim Duschen eine Rückenbürste verwenden und ein- bis zweimal pro Woche peelen – aber nur, wenn die Stellen nicht entzündet sind! Am besten luftdurchlässige Baumwollkleidung tragen.

 

 

 

 

Autor
Dr. med. Norbert Schmid-Keiner studierte Medizin. Nach zahlreichen Stationen in der Industrie ist er selbstständiger Autor und Trainer. Er hat sich auf den Bereich Licht, UV-Strahlung sowie deren Wirkungen spezialisiert und ist Inhaber des Beratungsunternehmens s:tc.
Schmid-Keiner@t-online.de

 

 

 

Text: Dr. med. Norbert Schmid-Keiner

Photos: stock.adobe.com (2), Norbert Schmid-Keiner (1)

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