SKIN & SCIENCE

Weiss wie Schnee

... muss die Haut ja nun wirklich nicht sein. Doch störende Pigmentflecken dürfen gerne verschwinden, so der Wunsch vieler Kundinnen im Institut. Lesen Sie, welche Wirkstoffe und kosmetischen Treatments sich dafür eignen.

Veröffentlicht am 28.01.2021

Hyperpigmentierungen sind meist harmlose Hautverfärbungen. Sie können bereits ab der Geburt beste­hen oder sich erst im Laufe des Lebens ent­wickeln, dann spricht man von erworbenen Hyperpigmentierungen. Die Ursache liegt in einer lokalen Überproduktion von Pigment, dem Melanin, bzw. in einer lokalen Zunahme von pigmentbildenden Zellen, den Melano­zyten. Auslösende Faktoren sind UV-­Strah­lung, hormonelle Einflüsse, eine genetische Veranlagung, Alterungsprozesse sowie Ver­letzungen und Entzündungen der Haut.

Vor allem im Gesicht werden Hyperpig­mentierungen als deutlich störend angese­hen. Denn ein Teint mit unterschiedlichen Farbnuancen erscheint unruhig, fleckig und wird oft unbewusst mit einem höheren Alter in Verbindung gebracht. Kein Wunder, dass man die leidigen Flecken möglichst schnell wieder loswerden möchte. Dabei kann die Kosmetikerin unterstützen, denn es stehen eine Vielzahl an Wirkstoffen, Produkten und auch Behandlungsmethoden zur Verfügung! Bei aufhellenden Substanzen und Behand­lungen sind zwei Wirkprinzipien essenziell: Zum einen soll der Pigmentierungsprozess unterbunden werden. Dies kann durch eine Hemmung der Tyrosinase, dem Schlüssel­enzym der Melaninbildung, bewirkt werden. Zum anderen sollte zeitgleich der Abbau von vorhandenen Pigmenten gefördert werden.


Ganz genau hinschauen
Zum Start einer Behandlung sollte die Kos­metikerin zunächst eine sichere Einordnung der vorliegenden Pigmentierung durchfüh­ren. Hier kann der fachkundige Blick durch die Lupenleuchte helfen – oder der «Kneif­test». Durch diesen ein­fachen Test kann die Kosmetikerin die Wirksamkeit ihrer Behandlung im Vorfeld abschätzen und so direkt ein grösseres Be­handlungspaket schnüren, da tief liegendes dermales Pigment immer schwerer zu be­handeln ist. Zudem sollte eine erfahrene Kosmetikerin aufhellende oder pigment­ mildernde Wirkstoffe mit ihren Vor­ und Nachteilen kennen. Bei einigen Aktivstoffen zur Hautaufhellung kann sich z.B. mit der Wirksamkeit auch die Aggressivität gegen­ über der Haut erhöhen – Irritationen sind dann die Folge, wie z.B. bei der Koji­-Säure. Sie ist umstritten, da sie bei Hautkontakt eine Entzündung hervorrufen kann. Viele aufhellende Aktivstoffe hemmen zwar wirk­sam die Tyrosinase, können aber gleichzei­tig zellschädigend wirken. Manche Aufheller wurden daher bereits für den Einsatz in der Kosmetik verboten, wie z.B. Hydrochinon.

Empfehlenswert sind Stoffe, deren Wirk­amkeit in zahlreichen in­vitro und in­vivo Studien nachgewiesen wurde und deren Einsatz unbedenklich und sicher ist. Der folgende Überblick zeigt, welche Wirkstoffe in der Kosmetik zur Verfügung stehen und welche Beschränkungen es gibt.

  • Vitamin C (Ascorbinsäure) hemmt nachgewiesen die Tyrosinase und hellt da­her die Haut auf. Positiver Nebeneffekt: Es regt zudem die Kollagensynthese an. Freies Vitamin C ist wegen seiner Instabilität ge­genüber Luftsauerstoff und seiner geringen Penetrationsfähigkeit weniger geeignet, aber es stehen sehr wirkungsvolle Vitamin­ C­-Verbindungen zur Verfügung. Besonders bewährt hat sich eine Kombination aus Ascorbyl Phosphat und Ascorbyl Glucosid, die synergistisch wirken: Ascorbyl Phosphat penetriert besser und schneller, Ascorbyl Glucosid wird kontinuierlich aufgenommen, sorgt also für eine Langzeitversorgung mit Vitamin C. Ascorbyl Tetraisopalmitate als Öl­-lösliches Vitamin C wird sehr gut von der Haut aufgenommen und dort in freies Vita­min C umgewandelt.
  • Vitamin B3 (Niacinamid) ist ein echter Tausendsassa in der Kosmetik. Belegt ist z. B., dass es ungleichmässige Pigmentierung reduziert und die Haut moderat aufhellt. Niacinamid schützt davor, dass das Melanin in die oberen Hautschichten vordringt.
  • Hexylresorcinol ist ein weiterer siche­rer und effektiver «Aufheller» mit einer langen Historie im pharmazeutischen und kosmetischen Bereich. Die Wirkung ist ver­gleichbar mit der von Hydrochinon, jedoch ohne die entsprechenden Nebenwirkungen. Der Wirkstoff beeinflusst die Melanozyten und wirkt durch eine Reduktion des Mela­ningehalts hautaufhellend.
  • Arbutin ist ein sehr wirksamer Bestand­teil von aufhellenden Produkten, der für die Kosmetik zugelassen ist. Der Wirkstoff steht in der Diskussion, da er Hydrochinon freisetzen kann, das in Europa für die kosmetische Hautaufhellung verboten ist. Das wissenschaftliche Beratergremium (SCCS), dessen Begründungen in die Gesetz­gebung einfliessen, hat 2015 die Verwen­dung von Arbutin in der Kosmetik in gerin­ger Dosierung jedoch als sicher bewertet. Gemäss der Verordnung über Kosmetika (VKos) gilt für Arbutin in der Schweiz ein Grenzwert von 0.04%. Auch in Europa ist der Einsatz von Hydrochinon in Hautbleich­ mitteln verboten. Bezüglich Arbutin und Kojisäure bestehen momentan jedoch keine Einschränkungen.
  • Kojisäure ist für den Einsatz in Kosme­tik in Asien weit verbreitet, im europäischen Raum ist der Einsatz noch nicht geregelt, aber umstritten – und in der Schweiz gene­rell verboten. Sie kann – vor allem abhängig von der Konzentration – zu Hautirritatio­nen bis hin zu einer Kontaktdermatitis füh­ren und sollte daher nur von Dermatologen verwendet werden.
Die Süssholzwurzel (Glycyrrhiza glabra) enthält Glabridin. Der pflanzliche Wirkstoff ist antioxidativ und hellt die Haut auf, indem er das Enzym Tyrosinase hemmt

Die Süssholzwurzel (Glycyrrhiza glabra) enthält Glabridin. Der pflanzliche Wirkstoff ist antioxidativ und hellt die Haut auf, indem er das Enzym Tyrosinase hemmt

  • Pflanzenextrakte, z.B. aus der Süss­holzwurzel: Tatsächlich haben Lakritz-­Ex­trakt und dessen Wirkstoff Glabridin eine ähnliche Wirkung wie Kojisäure. Glabridin hemmt die Tyrosinase in den Melanozyten und wirkt damit aufhellend – eine gute Al­ternative zur umstrittenen Kojisäure.
  • Azelainsäure ist eine natürlich vor­ kommende Dicarbonsäure und hemmt die Tyrosinase effektiv. Lokal aufgetragene Azelainsäure wirkt allerdings erst in einer hohen Dosierung, die nur in pharmazeuti­schen Präparaten möglich ist. In kosmeti­schen Mitteln darf die Säure gering dosiert werden (bis max. 1%) und zeigt hier erst nach sehr langer Anwendungszeit eine auf­ hellende Wirkung.
  • Tranexamsäure ist eine Aminosäure, die die Tyrosinase sehr effektiv hemmt, was zu einer deutlichen Hautaufhellung führt. Bei Gehalten über ein Prozent ist jedoch eine arzneiliche Funktion nicht auszuschliessen, was die Abgrenzung von Kosmetik zu Arznei erschwert und den Einsatz in Kosmetika so­ mit einschränkt. Beliebt ist die Kombination von Tranexamsäure mit Peelings oder der Mikrodermabrasion.
  • Peelings: In der Kosmetik kommen na­türliche Peelings wie z.B. eine Kraäuter­schälkur aber auch chemische Fruchtsäure­ Peelings in der Behandlung zum Einsatz. Die Wirkung des Fruchtsäure­Peelings ist dabei abhängig vom pH­Wert, der Einsatz­ konzentration sowie der Art der Substanz. Durch das Ablösen von Hautschüppchen und einer Schälung der Haut mit nachfolgender Stimulierung der Zellerneuerung kann oberflächliches (epidermales) Pigment nach mehreren Behandlungen schneller abgebaut und entfernt werden.


Den Hautzustand beachten
Wenn für die Kosmetikerin behandelbare Hyperpigmentierungen vorliegen, sollten die einzelnen Behandlungsschritte und die eingesetzten Aktivstoffe unbedingt auf die Hautbeschaffenheit (empfindlich, unrein etc.) abgestimmt werden, da es sonst even­tuell zu unerwünschten Reaktionen kom­men kann. Für ein optimales Ergebnis ist es zudem notwendig, regelmässige Kabinen-Behandlungen mit konsequenter Heim­pflege zu kombinieren. Aufheller haben lei­der keine «Zauberwirkung», sodass nur die regelmässige Anwendung über einen längeren Zeitraum zu einem sichtbaren Er­gebnis führt.

 

Ohne Lichtschutz geht es nicht!
Egal, ob kosmetisch, ärztlich oder bestenfalls gemeinschaftlich an der Aufhellung von unliebsamen Hyperpigmentierungen gearbeitet wird: An einem kommen die Kunden nicht vorbei – dem Lichtschutz! Ohne einen ausreichenden und vor allem konsequenten Schutz vor UV-Strahlung werden sämtliche Bemühungen zur Beseitigung von Flecken und Aufhellung der Haut zunichte gemacht, da UV-Strahlen natürlicherweise die Bräunung und somit Pigmentierung der Haut anregen. Hinzu kommt, dass die bereits behandelte und somit aufgehellte Haut deutlich lichtempfindlicher ist.

Tipp: Machen Sie den Kneiftest!
Mit diesem Test lässt sich die Lage des Pigments in der Haut besser bestimmen: Kann man bei zusammengekniffener Haut das Pigment noch sehen, ist es oberflächlich gelegen, also epidermal. Verschwindet das Pigment bei zusammengekniffener Haut, ist es eher tiefer gelegen, also dermal.

 

Passend und ergänzend zum Thema auch der folgende Beitrag:

Die Haut aufhellen

 

 

 

Dr. med. Christine Schrammek
Die Geschäftsführerin der Dr. med. Christine Schrammek Kosmetik GmbH ist Dermatologin und Allergologin. Als Anti-Aging-Expertin entwickelt sie Behandlungsmethoden, u. a. die Kräuterschälkur «Green Peel» und dermatologische Pflegeprodukte.

Christina Drusio

Die Fachärztin für Dermatologie und Venerologie ist Teil der Inhaberfamilie und Mitglied der Geschäftsleitung der Dr. med. Christine Schrammek Kosmetik GmbH.

 

 

 

Text: Dr. med. Christine Schrammek und Christina Drusio

Fotos: stock.adobe.com (3), Christine Schrammek (1), Christina Drusio (1)

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