TRENDS

Wo sind die Trends

Die Kosmetikfirmen stehen mit ihren Frühlings-/Sommerkollektionen in den Startlöchern. Bis es soweit ist, ist es aber ein langer Weg. Wie Trendscouting funktioniert, beschreibt Nicole Perau, Director Productmanagement bei Babor.

Veröffentlicht am 19.02.2021

Henry Ford sagte einmal: «Wenn ich die Leute gefragt hätte, was sie gerne haben möchten – die Antwort wäre «schnellere Pferde» gewesen. Wenn ich darauf gehört hätte, würde ich heute Pferde züchten, statt Autos zu verkaufen.» Kunden zu fragen, was sie möchten, ist natürlich sehr kundenfreundlich und macht sie im ersten Schritt auch zufrieden. Wahre Innovationen und Trends entstehen allerdings anders. Sie entstehen, indem man die Wünsche herausfindet, von denen die Kunden noch gar nicht ahnen, dass sie in Erfüllung gehen könnten. Das konkrete Beauty- Bedürfnis ist der Ausgangspunkt der Überlegungen – sowohl bei der Kreation von Pflegeprodukten als auch beim Makeup. Was möchte die Kundin im Institut erleben? Welches Beauty-Problem bekämpfen? Und womit möchte sie sich besonders verwöhnen? Womit möchte sie sich schön fühlen?

 

Mythos Trendscouting

Wer «Trendscouting» hört, denkt an internationale Reisen, hippe Events und Fashion Shows. Tatsächlich ist es Teil der Marktanalyse, ein Team zu haben, das international unterwegs ist und weltweite Trends aufspürt. Es ist aber nicht unbedingt damit getan, diese Aufgaben Trendscouts zu überlassen. Wichtig ist auch, übergreifend mit Marketing, Training und Vertrieb zusammenzuarbeiten. Denn jeder sieht Neues mit anderen Augen, hat einen anderen Fokus. Eine Trainerin wird von der leichten Textur und Auftragetechnik begeistert sein. Ein Produktmanager vielleicht von einer ganz neuen Wirkstoff-Konzeption oder einem coolen Packmittel. Der Job des Marketings ist dann zu prüfen, wie relevant die eingebrachten Ideen für den Kunden und die Marke sind.

 

Zahlen, Daten, Fakten

Spätestens beim Marketing verliert sich leider die Romantik des Trendscoutings, denn es geht um Marktzahlen, Fakten und Timings. Hier wird das Markt-Potenzial eines Trends analysiert: Nicht jeder Trend funktioniert in jedem Land, nicht jeder passt zur Marke. Daher ist ein grosser Teil des Trendscoutings auch die Analyse von Studien zur Marktentwicklung, von sozialen Trends und Verbraucher-Vorlieben. Erst dadurch kristallisieren sich echte Trends heraus und genau hier sollte man unterwegs sein, wenn man als erste in die Zukunft der Schönheitspflege gelangen will.

 

Globales Denken ist wichtig

Trendscouting ist nicht zwangsläufig nur ein Inhouse-Job. Oft gibt es Unterstützung in Form von renommierten Agenturen. So können die Ergebnisse mit weltweiten Entwicklungen abgeglichen werden – noch bevor sie zu weltweiten Trends werden. Beim Make-up gilt das nicht nur für Farben, sondern auch für Konsistenzen, Anwendungsformen und Looks. Hier lässt sich schon seit Längerem eine Entwicklung weg vom matten Teint hin zu einem schönen «Beyoncé»-Glow beobachten. Auch bei den Lippen werden Finishes immer wichtiger. Heute haben wir ausserdem nicht einen Lippenstift, sondern die Wahl zwischen glossy, creamy oder matt. Es ist gar nicht so lange her, dass sich Lidschatten immer in einem kleinen Kästchen mit einem Applikator befand und Blush stets mit dem Pinsel aufzutragen war. Heute geht es da verspielter zu: Ein Lidschatten kann auch mal im Chubby Stick daherkommen und auch ein Blush als Stick ist in fast allen Kollektionen angekommen.

Seit einigen Jahren ist Asien, besonders Korea, Vorreiter für Beauty-Trends, sodass man hier regelmässig Messen besuchen sollte. Ideen begegnen einem allerdings nicht nur in der Beauty-Branche, sondern vor allem auch an Orten, an denen man nicht mit ihnen rechnet. Insbesondere für Make-up-Trends sind Textilmessen ein wichtiger Anlaufpunkt. Hier sieht man, welche Stoffe, Texturen und Farben die Designer für die übernächste Saison shoppen.

 

Ein Serien-Hype als Inspiration

Ausserdem fliessen Medien-Trends in die Looks ein: Zu Beginn des «Game of Thrones »-Hypes hatten wir etwa eine Makeup-Kollektion, die ein kleines Tribut zum Serien-Megahit war. Insgesamt sind Makeup- Trends schnelllebiger als Pflegetrends. Sie wechseln wie die Mode von Saison zu Saison.

Neben Trends spielt die kontinuierliche Weiterentwicklung von Klassikern eine grosse Rolle. Roter Lippenstift war in diesem Herbst/Winter super angesagt, gleichzeitig wird er aber auch nie aus dem Sortiment gehen – genauso wenig wie schwarze Mascara. Bei solchen «All-Time-Favorites» sieht man eher «Mikro-Trends», wenn es um Texturen oder Auftragetechniken geht. Es gilt, sie modern und tragbar zu halten. Nur so kann man davon ausgehen, dass man auch in Zukunft die Wünsche der Kunden erfüllen wird. Und ihnen zusätzlich die eine oder andere Überraschung bietet, von der sie noch nicht wussten, dass sie möglich ist.     

Farbe des Jahres 2021

Seit über 20 Jahren hat die Pantone Color of the Year einen massgeblichen Einfluss auf die Produktentwicklung und auf Kaufentscheidungen in zahlreichen Branchen, einschliesslich dem Mode-, Kosmetik-, Möbel und Industriedesign sowie dem Produkt-, Verpackungs- und Grafikdesign.

Der Auswahlprozess für die Pantone Color of the Year erfordert sorgfältige Überlegungen und Trendanalysen. Daher halten die Farbexperten des Pantone Color Institute jedes Jahr aufs Neue Ausschau nach weltweit neuen Farbeinflüssen, bevor sie die «Color of the Year» küren. Bei ihren Analysen berücksichtigen sie unter anderem Farbtrends in der Unterhaltungs- und Filmbranche, in Kunstsammlungen und Werken neuer Künstler, in der Mode, in allen Designbereichen, an beliebten Reisezielen sowie in neuen Life- und Playstyles und im sozioökonomischen Umfeld. Die Einflüsse können auch von neuen Technologien, Materialien, Oberflächenstrukturen und Effekten herrühren, die sich auf Farben auswirken. Auch Social-Media-Plattformen und sogar bevorstehende Sportveranstaltungen mit weltweiter Reichweite können Farbtrends mitbestimmen. Zum zweiten Mal in der über 20-jährigen Geschichte des Instituts wurden nicht eine, sondern zwei Farben ausgewählt. Das war zuletzt 2016 der Fall – und während die beiden Farben damals auf den ersten Blick zusammenpassten (Blassrosa & Pastellblau), könnten sie in diesem Jahr kaum unterschiedlicher sein: Ultimate Gray ist ein nüchternes, solides Beton-Grau (und die erste nicht-bunte Color of the Year in der PANTONE Geschichte), und Illuminating, ein strahlendes, sonniges Zitronengelb. PANTONE 17-5104 Ultimate Gray + PANTONE 13-0647 Illuminating unterstreichen als eigenständige Farben wie verschiedene Elemente einander unterstützen können. Sie drücken die Stimmung für die Pantone Color of the Year 2021 bestens aus. Praktisch, solide und erwärmend optimistisch – die Einheit aus PANTONE 17-5104 Ultimate Gray und PANTONE 13-0647 Illuminating zeugt von Kraft und Positivität. Diese Farbstory erzählt von tiefer Bedachtsamkeit mit sonnigem Ausblick. Das Ensemble überbringt eine Botschaft des Glücks und der Kraft, die Hoffnung macht. Die Zuversicht auf eine bessere Zukunft ist unentbehrlich für die menschliche Seele. In einer Zeit anhaltender Unsicherheit, in der die Menschheit Kraft, Klarheit und Hoffnung schöpfen möchte, spenden energische Farbtöne Mut und Lebensfreude. PANTONE 13-0647 Illuminating, ein helles und fröhliches Gelb, sprüht vor Lebendigkeit und wärmt mit der Kraft der Sonne. PANTONE 17-5104 Ultimate Gray ist Sinnbild der soliden Zuverlässigkeit eines unvergänglichen, sicheren Fundaments. Wie Kiesel am Strand, die die Zeit überdauern, erzeugt das dezent beruhigende Ultimate Gray ein Gefühl der Gelassenheit, Beständigkeit und Resilienz. «Zusammen vermitteln das solide Ultimate Gray und das strahlende Illuminating eine positive Botschaft der inneren Kraft. Praktisch und robust, doch auch erwärmend und optimistisch – das ist eine Farbkombination für Hoffnung und Resilienz. Kraft und Zuversicht sind Nahrung für die menschliche Seele,» erklärt Leatrice Eiseman, Executive Director des Pantone Color Institute, die Wahl.

Das beflügelnde Ensemble aus PANTONE 17-5104 Ultimate Gray und PANTONE 13-0647 Illuminating zielt auf unser ureigenes Bedürfnis ab, wahrgenommen zu werden und uns Gehör zu verschaffen. Eine mit Wissen, Innovation und Intuition verknüpfte Farbkombination, die mit Respekt für Weisheit, Erfahrung und Intelligenz zur Regeneration anregt und uns zu neuen Denkweisen und Konzepten antreibt.

 

 

Text: Nicole Perau

Photos: stock.adobe.com (2)

<< Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren:



Kosmetik Suisse-Abonnenten haben unbeschränkten Zugriff auf alle unsere digitalen Inhalte. Bitte melden Sie sich mit Ihrem Account an. Wenn Sie noch keinen Account haben, können Sie ihn HIER kostenlos erstellen. Ihre persönliche Kunden- und Abonummer finden Sie auf der Aborechnung und auf der Folie, mit der die Kosmetik Suisse verpackt zu Ihnen kommt.